Lobi

Lobi, zu den Volta-Völkern gehörende Gruppe in Burkina Faso, dem früheren Obervolta. Sie leben im Südwesten des Landes, östlich der Senufo und Bobo, aber auch in Teilen Nordwestghanas und der nordöstlichen Elfenbeinküste. Ihre ursprüngliche Heimat war das heutige Ghana, aus dem sie etwa um 1770 nach Burkina Faso und hundert Jahre später auch in die Elfenbeinküste eingewandert sind. Bekannt als kriegerisches Volk, das ständig Stammes- und Klan-Fehden austrug, wurden sie bis etwa zur Mitte dieses Jahrhunderts von den einzelnen Regierungen eher gemieden, und auch den Franzosen gelang es erst in den 40er Jahren, das Land zu befrieden. Die Lobi sind vor allem als Holzschnitzer bekannt. Sie fertigen ausschließlich Figuren an, Masken gibt es nur einige Belegstücke des Schnitzers Sikire Kambire, die aber nicht kultisch verwendet wurden.
Wie andere altnigritische Volksgruppen, kennen die Lobi auch einen Schöpfergott - Dieu Atmosphere , der sich aber von den Menschen abwandte, als sie seine Gesetze brachen. Er ließ die Lobi jedoch nicht alleine zurück, sandte allerdings auch nicht seinen Sohn, wie bei den Bwa oder den Bobo, sondern stellte ihnen die thila (Sing.: thil) zur Seite. Diese sind unsichtbare, mit übermenschlichen Kräften und Fähigkeiten versehene Wesen, die seitdem als Vermittler zwischen Gott und den Menschen stehen. Sie erhielten den Auftrag, von nun an in jeder Weise um ihr Wohl besorgt zu sein.
Es gibt eine ganze Reihe verschiedener thila und auch jedes Haus hat seinen eigenen thil. Die thila erfüllen aber ihre Aufgabe nur, wenn auch ihre eigenen Wünsche respektiert werden, die sie wiederum durch Wahrsager vermitteln lassen. Sie verkörpern sich dann, freilich unsichtbar, in den vom jeweiligen Besitzer erbauten Schreinen.
Sichtbar sind jedoch die Holzskulpturen, welche die Lobi auf Veranlassung der thila zu schnitzen haben. Diese verwandeln sich auf dem Schrein zu Mischwesen des Kosmos, die menschenähnliches Aussehen mit übermenschlichen Qualitäten der thila verbinden.
Diese Skulpturen heißen bateba (Sing. & Pl.) und können Menschen auf verschiedene Arten helfen. Sie beschützen sie vor Hexen und Schadenzauberern, sie trauern, damit die Hausbewohner nicht selbst trauern, und sie erfüllen verschiedene, zeitlich befristete Aufgaben: Sie suchen nach einem Ehepartner, beseitigen  Unfruchtbarkeit oder verhüten bzw.  heilen Krankheiten. Je nach diesen Aufgaben unterscheiden die Lobi verschiedene Typen von bateba, so u. a. die bateba duntundara (gegen Hexen), die bateba yadawora (die traurigen bateba), und weitere bateba für verschiedene Aufgaben (mit der jeweiligen Bezeichnung). Wiederum vier verschiedene bateba duntundara, also gegen Hexen und Schadenzauberer, zeigen die große Variationsbreite der jeweiligen zum Einsatz kommenden Kräfte, die sich in verschiedenen Gesten oder Positionen der einzelnen Skulpturen ausdrückt. So gibt es bateba die nur dastehen und keine besondere Geste zeigen - die gewöhnlichen bateba (bateba phuwe) , dann gibt es die sitzenden, die gelähmten bateba  (bateba bambar), außerdem diejenigen, die in einer deutlichen Abwehrhaltung verharren, die gefährlichen bateba  (bateba ti puo), und schließlich die außergewöhnlichen Personen (ti bala): Sie weisen körperliche Merkmale auf, die unter Menschen nicht üblich sind und zählen auch zu den gefährlichen Personen. Solche außergewöhnliche Personen, gelegentlich mit janusförmigem Körper, halb Mann halb Frau, heißen bei den Lobi thil dokpa (geklebter thil). Die Argumentation, nach der solche bateba besondere Kräfte haben, leuchtet ein: »Würde ein Mensch wie ein außergewöhnlicher bateba aussehen, besäße er mit Bestimmtheit übermenschliche Kräfte und Fähigkeiten. Denn sein außergewöhnliches Wesen könnte nicht nur für sein äußeres Aussehen gelten, sondern müsste sich auch in seinen Eigenschaften und Fähigkeiten ausdrücken. Auf keinen Fall würden die Lobi einen derartigen Menschen bloß als das Produkt einer Krankheit oder eines Übels ansehen. Deshalb gelten außergewöhnliche bateba als außergewöhnlich stark und mächtig.« . Auch Eisen- und Bronzegegenstände werden von den thila für bestimmte Zwecke »bestellt« und auf Schreinen etc. verwendet oder am Körper getragen.

Anderer Name: unbekannt
Quelle: Lexikon Afrikanische Kunst und Kultur, Karl-Ferdinand Schaedler

 

Die Lobi sind bekannt für ihre sich von den Nachbarvölkern unterscheidende Lehmbauarchitektur. Sie leben in Sukalas, mit einer hohen Lehmmauer umgebenen Familienkraals. Einzelne Sukalas sind meist mindestens einen Pfeilschuss voneinander entfernt. Diese Wehrhaftigkeit hat dazu geführt, dass Einflüsse durch muslimische und christliche Missionare und kulturelle Einflüsse der Nachbarvölker stärker abgewehrt wurden, als bei den meisten anderen Ethnien Westafrikas.

http://de.wikipedia.org/wiki/Lobi

 

Fotos und Information:

http://www.dogon-lobi.ch

http://www.laif.de/de/article/14202.html?viewtype=list

http://www.uiowa.edu/~africart/toc/people/lobi.html

http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=lob

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